Thorsten Fett, seit eineinhalb Jahren Schulsozialarbeiter im Dienst der Stadt Schorndorf, berichtete in der Mitgliederversammlung des OV Schorndorf
Zur Mitgliederversammlung des Ortsverbands Schorndorf am 27.10.99 war Thorsten Fett eingeladen, Schulsozialarbeiter an der Keplerschule Schorndorf. Mit ihm kam auch Renate Kolb, mit der er dort seit Juni 1998 Kinder und Jugendliche betreut. Nach sechs Jahren Vorlaufzeit hatte ein Förderverein endlich erreicht, dass der Gemeinderat eine ABM-Stelle einrichtete. Und es hat sich gelohnt! Angebote wie offener Treff in der Mittagspause (zu Hause ist ja doch niemand), Sportgruppen, Theater-AG, Video-Gruppe, Bastelgruppe werden gerne angenommen. In den Projekten arbeiten die Jugendlichen recht selbstständig. Ein Highlight war das Video über Ladendiebstahl, das von der Gruppe selbst gestaltet wurde. Die Polizei half mit. Von der Präsentation waren auch Eltern beeindruckt.
In der Prävention sieht Thorsten Fett die Hauptaufgabe seiner Arbeit. Anstatt nur bei der Lösung von Problemen zu helfen, anstatt nur der Schlichter zu sein, will er die Jugendlichen vor Problemen und Dummheiten bewahren. Auf die Frage, was sein größter Erfolg in der Lösung von Jugendproblemen gewesen sei, konnte er deshalb auch keine Antwort geben. Der Erfolg sei eben gerade, dass man verhindere, dass diese Probleme entstehen, erklärte er.
Dabei ist oberstes Gebot das Freiwilligkeitsprinzip. Keiner wird dazu verdonnert, er müsse zum Schulsozialarbeiter gehen und mit ihm reden oder er müsse in eine Gruppe gehen. Die jungen Leute kommen aus freien Stücken. Den Gruppen hilft er, Konflikte selbst ohne Gewalt zu lösen. "Gruppen aufsplittern" nennt er sein Bemühen, dass die Gruppe sich öffnet und andere aufnimmt, auch Außenseiter. Randgruppen will er integrieren. Und von denen gibt es im Einzugsgebiet der Keplerschule genug.
Thorsten Fett lobte die gute Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, mit dem Jugendamt in der sozialen Gruppenarbeit, mit dem Jugendwerk, mit dem DRK, mit der Mobilen Jugendarbeit (Streetworker), ja sogar mit der Polizei. Seine Schweigepflicht nimmt er dabei sehr ernst. Alle Gespräche mit Kindern und Jugendlichen werden vertraulich geführt. So finden Thorsten Fett und Renate Kolb Zugang zu Jugendlichen, die sich von anderen nicht helfen lassen.
Die Zusammenarbeit zwischen Fett, Kolb und dem Lehrerkollegium klappt gut. Die Pädagogen suchen das Gespräch mit ihnen. Wenn ein Schüler kommt, der einen Konflikt mit einem Lehrer hat, wird er dazu angeregt, den Konflikt selbst zu lösen. Die beiden Schulsozialarbeiter werden nicht gegen Lehrer oder Schüler ausgespielt. Im 5. Schuljahr ist enge Zusammenarbeit mit den Klassenlehrern in Vorbereitung. Die Kinder sollen gestärkt werden, in der Hauptschule fest Fuß zu fassen.
Thorsten Fett und Renate Kolb hinterließen bei den anwesenden Lehrerinnen und Lehrern einen starken Eindruck. Sie wünschten sich mehr Schulsozialarbeiter, und sie sollten nicht nur befristete ABM-Verträge haben. Oder sie sollten nach Auslaufen des Vertrags fest angestellt werden, damit die Bezugsperson für die Kinder und Jugendlichen bleibt.
In der Versammlung wurde der Vorstand des Ortsvereins wiedergewählt: Gerhard Großpietsch (Vorsitzender), Peter Fleischmann (Stellvertreter), Gerhard Jung (Rechner), Josef Toth (Schriftführer), Rudi Pfaller (Pressereferent), Birgita Frey und Günter Kneisler (beide Beisitzer).