Leserbrief zu „Pädagogische Assistenten gesucht“ vom 30.11.2007 in Rems-Murr-Rundschau/Schorndorfer Nachrichten
Was lässt sich eigentlich unsere Landesregierung noch einfallen, um „ihre“ aussterbende Hauptschule zu retten? Jetzt sucht man „Pädagogische Assistenten“, die mit einem auf zwei Jahre befristeten Teilzeitarbeitsvertrag als „Hilfs- und Billiglehrer“ die Hauptschulen stärken sollen. Statt junge, gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer in den Schuldienst einzustellen, die im Gegensatz zu den Assistenten eigenverantwortlich unterrichten können und somit zur notwendigen individuellen Förderung der Hauptschüler und zu kleineren Klassen beitragen könnten, kann man sich erneut nur zu diesem Flickwerk durchringen. Somit will man der Öffentlichkeit und vor allem der jetzt aufbegehrenden Elternschaft zeigen, dass die Landesregierung etwas für die Hauptschule tut.
Die GEW geht davon aus, dass dieses Konzept die Hauptschule nicht retten kann. Wir müssen endlich davon abkommen, Schüler schon nach der Grundschule zu trennen. Langes, gemeinsames Lernen, in kleinen Klassen mit gut ausgebildetem Personal – nur so bekommen wir eine Schule, die unseren Kindern gerecht wird.
Gerhard Großpietsch
Pressemitteilung der GEW – Ortsverband Schorndorf
Die Hauptschule stärken
„Der Ortsverband Schorndorf der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verurteilt Pläne der Landesregierung, frei werdende Lehrerstellen vorübergehend nicht zu besetzen. Er fordert die Einhaltung des Wahlversprechens, keine Stellen zu streichen. Diese Lehrerstunden sollen Stütz-, Förder- und Betreuungsmaßnahmen, Krankheitsvertretungen und dem Ausbau der Ganztagesschule zugute kommen.“
Die so genannten Jugendbegleiter als Ersatz für fehlende Lehrkräfte machten die Ganztagesschule zu einer Aufbewahrungsanstalt. 870 Stellen seien bereits durch die Stellensperre und die Unterrichtserhöhung von Referendaren verloren gegangen. Die GEW befürchte, dass im Herbst noch mehr Stellen unbesetzt bleiben würden um Jugendbegleiter und das Projekt „Das schulreife Kind“ bezahlen zu können.
Darüber hinaus seien Stellen zur Senkung des Klassenteilers notwendig. Einzügige Hauptschulen mit Klassenstärken knapp unterhalb des Klassenteilers würden zunehmen. Die Obergrenze von 33 Schülern in einer Klasse sei unzumutbar. „25 Schüler pro Klasse sind genug. In diesem Zusammenhang begrüßt die GEW Modellversuche zur Kooperation von Haupt- und Realschulen.“
Referendare, die in Bälde ihre Ausbildung abgeschlossen haben werden, bangen um ihre Existenz. „Viele werden sich umorientieren und dauerhaft der Schule verloren gehen.“
Auch die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen zur Entlastung älterer Lehrkräfte wurden nicht eingeführt. Die Wiedergewährung der Altersermäßigung für Lehrer/innen ab 55 im Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulbereich und die Altersteilzeit auch für Beamte diene der Gesundheit der Landesbeamten. Die Zahl der Lehrkräfte, die wegen Dienstunfähigkeit vorzeitig ausscheiden, sei zu hoch. „Der Fürsorgeauftrag des Dienstherren gebietet es, Lehrerinnen und Lehrern zu ermöglichen, gesund den Ruhestand zu erreichen. Dazu gehört auch, dass die Dienstvereinbarung „Gefährdungsbeurteilung im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulbereich“ als Bestandteil des Arbeitsschutzgesetz umgesetzt wird.“
Ein Hoffnungsschimmer sei, dass nach Gesprächen des GEW-Landsvorsitzenden Rainer Dahlem mit Kultusminister Helmut Rau die Streichung der Altersermäßigung für 55-59-jährige Lehrer/innen an Beruflichen Schulen und Gymnasien nicht beschlossen wurde. „Die GEW will erreichen, dass ein Gesamtkonzept für den Arbeitsschutz älterer Lehrer/innen entwickelt wird.“