Mitgliederversammlung

Qualitätsoffensive Bildung - Bericht über die Mitgliederversammlung der GEW vom 8. Juli 2009

 

Barbara Haas war zu Gast beim Ortsverband Schorndorf der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Sie ist Vorsitzende des Hauptpersonalrats beim Ministerium für Kultus und Sport und stellvertretende Vorsitzende der GEW Baden-Württemberg. In der gut besuchten Mitgliederversammlung am 8. Juli in Urbach sprach sie zum Thema „Qualitätsoffensive Bildung“. Eine rege Diskussion schloss sich an. Die Landesregierung mache immer wieder Baustellen auf und Neuigkeiten erfahre die Schule meist zuerst aus der Presse, begann Barbara Haas ihre Stellungnahme zur gegenwärtigen Bildungspolitik. Obwohl vor einem Jahr beschlossen wurde, 528 Millionen Euro in eine Bildungsoffensive zu investieren, beeinflussten nach wie vor Migrationshintergrund und soziale Herkunft die Chancen von Kindern. Die versprochene Aufwertung der Grundschule sei vergessen worden. Der Klassenteiler von 31 gelte dort noch immer, wohingegen der Klassenteiler in Hauptschulen in den nächsten Jahren schrittweise bis auf 28 abgesenkt werde. Aber nur große Schulen haben etwas davon, einzügige Schulen gehen meist leer aus.

Die Unterrichtsversorgung im nächsten Schuljahr werde sich trotz Schülerrückgang weiterhin verschlechtern. Die Landesregierung versuche Gymnasial- und Berufsschullehrer aus anderen Bundesländern abzuwerben. Sogar in die Schweiz waren abgewiesene Bewerber abgewandert. An Grund- und Hauptschulen wurden dieses Jahr nur 24 % der ausgebildeten Referendare eingestellt, an Realschulen 40 %, an Sonderschulen 30%. Sie haben keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld und müssen Hartz IV beantragen. Kultusminister Rau käme zwar zu anderen Zahlen, aber er vergesse die im Februar abgewiesenen Bewerber. Von den musisch-technischen Fachlehrern wurden 35 % übernommen. Zum Teil gaben Erzieher/innen ihren Beruf auf um diese Fachlehrerausbildung zu machen und stehen nun ohne Arbeit da.

Die „Qualitätsoffensive Bildung“ hatte vor allem das Ziel die Hauptschule zu stärken. Die neue Werkrealschule ist jedoch ein Etikettenschwindel. Nicht mehr Kinder werden in der umbenannten Schule den mittleren Bildungsabschluss schaffen. Die frühe Selektion nach dem 4. Schuljahr bestehe weiter, am dreigliedrigen Schulsystem werde hartnäckig festgehalten.

Neue Lernstandsdiagnosen kosten viel Unterrichtszeit. Sie sollen Förderungsbedarf aufdecken, aber die Förderstunden werden nicht bereitgestellt. Dabei spare man Stunden ein durch die Einführung eines Wahlpflichtfachs in Klasse 8 und 9, die Aufgabe des Praxiszugs (Verzahnung des Unterrichts mit Betrieben) und die Abschaffung des Zusatzunterrichts für Anwärter aufs 10. Schuljahr.

Da die neue Werkrealschule auf Zweizügigkeit angelegt sei, bestehe die Gefahr, dass viele einzügige Hauptschulen, in denen hervorragend pädagogisch gearbeitet werde, sterben werden. Die Kommunen werden überlegen, wie sie ihre Hauptschule neu organisieren. Nach der Auflösung von Hauptschulen führen Rektoren plötzlich nur noch eine Grundschule. Kollegen müssen sich eine andere Schule suchen. Schüler fahren in eine andere Schule. Im 10. Schuljahr fahren sie an zwei Wochentagen in eine oder mehrere Berufsschulen zum Unterricht. Diese Zerrissenheit diene nicht dem Schulleben.

Die Dienstrechtsreform, die vorsieht, das Pensionsalter der Beamten bis 2020 schrittweise auf 67 hinaufzusetzen, war ein weiterer Diskussionspunkt in der Veranstaltung. Bei der Beibehaltung des Antragsruhestands mit 63 Jahren werden die Beamten einen noch höheren Abschlag auf ihre Pension hinnehmen müssen. Wieder sollen sie Sonderopfer bringen, wie in den vergangenen Jahren.

In der Mitgliederversammlung wurden auch die Kandidaten für die Wahl zum Personalrat aufgestellt. Erfreulicherweise ist eine große Zahl der Mitglieder im Ortsverband Schorndorf bereit, sich in der Personalvertretung zu engagieren.